Die Tarifverhandlungen der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie starten am 28. Januar 2025 mit einer ersten Verhandlungsrunde in Berlin. Heute teilte die Gewerkschaft ver.di dem Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV) ihre Forderung nach einer Anhebung der Löhne und Gehälter ab 1. Februar 2025 mit: 7,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung bewertete die Forderung als stark überzogen, vor allem vor dem Hintergrund der allgemeinen und der branchenspezifisch äußerst schlechten Wirtschaftslage.
„Nach der aktuellen Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 gerade einmal um 0,1 Prozent wachsen. Das ist nach gut zwei Jahren Rezession äußerst besorgniserregend. Wir treten in Deutschland auf der Stelle, während sich die meisten Länder um uns herum längst in der Erholung befinden, sagte HPV-Verhandlungsführer Jürgen Peschel.
Diese Situation führe zu noch mehr Unsicherheit bei den Menschen und begünstige eine hohe Sparquote bzw. Konsumverzicht. Im Jahresverlauf 2024 habe der private Konsum laut IW bislang nur minimal über dem Niveau des Vorjahres gelegen. „Einkommen und Kaufkraft haben sich dank hoher Lohnabschlüsse und gleichzeitig gesunkener Inflation gut entwickelt. Doch die Menschen halten in der Krise ihr Geld lieber zusammen. Einfach ausgedrückt heißt das: Wenn weniger verkauft wird, wird auch weniger verpackt. Dies ist für unsere Gesamtbranche, besonders für viele Teilbranchen aber eine fatale Entwicklung. In der Konsequenz bedeutet dies, dass nicht wenige Unternehmen ums Überleben kämpfen werden müssen, wenn sich diese Situation in der Zukunft verfestigen sollte“, betonte der HPV-Verhandlungsführer.
Gerade in einer solchen Gesamtsituation tragen beide Tarifpartner eine hohe Verantwortung: „In unseren Mitgliedsunternehmen genießen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine hohe Wertschätzung. Dies bedeutet aber auch, bei Lohnerhöhungen im Blick zu behalten, dass sich die Rahmenbedingungen für sichere Arbeitsplätze nicht noch weiter verschlechtern dürfen. Tarifabschlüsse mit Augenmaß sind dafür eine wichtige Voraussetzung“, betonte Peschel. Schließlich machen die Kennzahlen des Gesamtarbeitsmarkts wenig Hoffnung. Bei einer aktuellen Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent werde es nach Prognosen im Jahr 2025 schon fast 3 Millionen Arbeitslose geben.
„Wir setzen auf einen fairen Umgang in den Verhandlungen, der in einer Tarifpartnerschaft in einer besonderen Situation noch wichtiger ist. Dazu zählen vor allem auch Maß und Mitte, die bei der aktuellen Forderung jedoch noch nicht vorhanden zu sein scheinen,“ sagte Peschel. Dennoch gibt sich der HPV-Verhandlungsführer zuversichtlich, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Branchenlage ein schneller Tarifabschluss im Sinne beider Tarifpartner sei und auch realisiert werden könne.